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Buchreview – Befreiung vom Überfluss

Aktualisiert: 3. Aug. 2020

Mit diesem Beitrag möchten wir eine neue Reihe an Blogeinträgen starten. Wir hoffen natürlich, ihr könnt damit etwas anfangen. In regelmäßigen Abständen werden wir euch einige Buchreviews präsentieren, von Literatur die uns besonders gut gefallen bzw. die uns auf verschiedenste Weise beeinflusst hat. Da bietet es sich natürlich an, als erstes ein Buch zu wählen, das auch den Inhalt unseres eigenen Buches beeinflusst hat und von uns in der weiterführenden Literatur empfohlen wird: „Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie“ von Nico Paech. Das Buch stammt zwar schon aus dem Jahr 2012, der Inhalt ist aber immer noch brandaktuell.


In seinem Buch beschreibt Nico Paech eine Gesellschaftsform, die es uns ermöglicht, mit den vorhandenen Ressourcen auszukommen, ohne Raubbau an der Natur, anderen Menschen, zukünftigen Generation oder unserer Lebensgrundlage zu betreiben.


Aus seiner Sicht versteifen wir uns zu sehr auf relative und absolute Entkopplungseffekte. Das soll heißen, dass wir uns dem Wunsch hingeben, durch technologische Verbesserungen unseren Verbrauch zu reduzieren bzw. komplett abstellen zu können. Dies ist aber in den meisten Fällen nicht so einfach möglich, da mit den Neuerungen auch neue Probleme auftreten (bspw. müssten zur kompletten Entkopplung auch die alten Produktionsanlagen klimaneutral entsorgt werden). Natürlich steht dem ganzen auch die Chance gegenüber, weiterhin den gleichen Lebensstandard beizubehalten, was uns aber in gewisser Weise vom Schicksal abhängig macht.


Hier kommt nun die vom Autor vorgeschlagen Postwachstumsökonomie ins Spiel, ihm zufolge könnte es nur durch Stillstand und Rückschritt besser werden. Neben einer Reduzierung der Arbeitszeit auf 20 Stunden, basiert die Postwachstumsökonomie auf Suffizienz, Subsistenz, regionaler Ökonomie und einer Neuordnung der globalen Arbeitsteilung. Hier an paar Beispiele aus dem Buch:


  • Regionale Märkte führen zu kürzeren Transportwegen (Ökonomie der Nähe) und zu kleineren Anbietern mit geringerer Ausbringungsmenge, was den Einsatz mittlerer Technologien ermöglicht (ökologischer Landbau, Segelschiffe, mechanische Rasenmäher etc.).

  • Um die Beschäftigung aufrecht zu erhalten, die Reduzierung der Arbeitszeit auf 20 Stunden.

  • Am besten wären natürlich noch kürzere Transportketten, entstehend durch Eigenarbeit und Selbstversorgung. Die Zeit ist ja aufgrund der reduzierten Arbeitszeit auf 20 Stunden da. Die kürzeste Wertschöpfungskette wäre reine Subsistenz. Durch einen Gemeinschaftsgarten wird bswp. kaum Geld oder Kapital benötigt und zudem sinkt ganz nebenbei die Abhängigkeit dieses zu verdienen.

  • Einsatz einer eigenen regionale Währung.

  • Die Verlängerung der Nutzungsdauer von Konsumgütern würde bei doppelter Lebensdauer zur Minimierung der Hälfte der Produktion führen.

  • Leistungsaustausch auf lokaler Ebene. Nicht Firmen (bspw. Carsharing), sondern wir Konsumenten müssen zu Prosumenten oder Ko-Produzenten werden mit ökonomischer Souveränität. An einem Beispiel: B lässt seinen Laptop von A reparieren und gibt ihm dafür selbst angebaute Möhren als Gegenleistung. Dies erfordert: handwerkliches Geschick, soziale Gemeinschaft und eigene Zeit, was nach Paech die 3 Grundformen urbaner Subsistenz sind.

Was nehme ich für mich mit: Auf jeden Fall werde ich sobald der Frühling kommt, endlich das Projekt „Hochbeet“ angreifen (ich werde berichten). Das wollte ich eigtl. schon im letzten Herbst beginnen, habe es dann aber aufgrund von zu viel Arbeit (bzw. Faulheit) nicht gemacht. Außerdem werde ich noch vermehrt darauf achten, meinen Besitzgütern durch Pflege und Reparatur ein längeres „Leben“ zu schenken. Auch die Erinnerung daran nur Produkte aus der Region bzw. Deutschland zu erwerben, auch wenn diese dann doch einmal teurer sind, nehme ich noch einmal für mich mit. Ein weiterer interessanter Punkt ist, Zeit in ehrenamtliche oder soziale Projekte zu investieren - dazu werden wir in den nächsten Wochen noch einen eigenen Beitrag bringen.


Kleine Kritik: Insgesamt fehlt etwas der Übergang/der Weg von unserer aktuellen Gesellschaftsform hin zur Postwachstumsökonomie.


Top-Zitate:


  • "Sie reproduzieren die Schizophrenie einer Gesellschaft, deren Nachhaltigkeitsziele nie lauter bekundet wurden und deren Lebenspraktiken sich nie weiter davon entfernt haben."


  • Zur Verteilungsgerechtigkeit in den Industriestaaten: "Lässt sich Plünderung etwa dadurch legitimieren, dass die Beute hinreichend gerecht verteilt wird."


Hoffentlich bin ich mit dieser kleinen Zusammenfassung den vielen Ideen in diesem Buch gerecht geworden. Von mir eine absolute Leseempfehlung. Das Buch umfasst lediglich 150 Seiten und strotzt nur so vor Ideen und neuen Einsichten. Am Ende wird sich der Blickwinkel auf das eine oder andere Thema definitiv verändert haben. Übrigens ist im März gerade das neue Buch von Nico Paech erschienen: "All you need is Less".



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