Buchreview: Elon Musk: Wie Elon Musk die Welt verändert – Die Biografie
Aktualisiert: 3. Aug. 2020
In letzter Zeit ist der Name Elon Musk öfters in den deutschen Medien präsent gewesen. Letztes Jahr mit der Ankündigung in Brandenburg eine Tesla-Werk zu errichten oder erst letzte Woche mit dem ersten bemannten Raumflug eines kommerziell hergestellten Raumschiffs. Dies war Anlass genug für mich seine Biografie zu lesen.
„Ich würde beim Sterben gern denken können, dass die Menschheit noch eine leuchtende Zukunft vor sich hat."
Wer sich jetzt denkt, wie passt eine Biografie über einen Unternehmer zu unseren sonstigen Inhalten, dem kann ich entgegen halten, dass Elon Musk nicht irgendein Wirtschaftsboss ist, sondern seine komplette Schaffenskraft dafür einsetzt, Elektroautos salonfähig zu machen, die Raumfahrt wiederzubeleben (um der Menschheit einen Ausweg zu bieten, sollte wir es tatsächlich geschafft haben, unseren Planeten unbewohnbar zu machen) und die Solarbranche voranzutreiben. In seinen eigenen Worten: „Ich würde beim Sterben gern denken können, dass die Menschheit noch eine leuchtende Zukunft vor sich hat“. Auf die einzelnen Tätigkeitsfelder werde ich noch weiter eingehen. Natürlich stecken hinter dem ganzen nicht nur philanthropische Ziele, sondern auch immer finanzielle, das möchte ich gar nicht bestreiten - das Bild kann sich aber gerne jeder selber machen.

Long Story short: Nach seinem Studium gründete der gebürtige Südafrikaner mit seinem Bruder das Unternehmen Zip2 – eine Internetversion der Gelben Seiten. Das Unternehmen wurde 1999 an Compaq Computers verkauft. Den Großteil des Geldes investierte Musk in ein weiteres Unternehmen: X.com, eine der erste Onlinebanken. Das Unternehmen fusionierte 2000 mit dem Unternehmen Confinity und ist heute besser unter dem Namen PayPal bekannt. Musk wurde der CEO des neu fusionierten Unternehmens. Auf dem Weg in die Flitterwochen wurde Musk in einer Nacht-und-Nebel-Aktion durch Peter Thiel (einem der Gründer von Confinty) ersetzt, was ihn aber nicht davon abhielt weiter in das Unternehmen zu investieren. Der spätere Verkauf von PayPal an eBay brachte Musk insgesamt 180 Millionen nach Steuern ein, die er sogleich wieder investierte. Er gründet das Unternehmen SpaceX und beteiligte sich am Unternehmen Tesla.

Bis 2008 steckt er sein komplettes Vermögen und seine gesamte Schaffenskraft in die beiden Unternehmen. Zwischenzeitlich waren beide Unternehmen kurz davor zu scheitern. In seinen eigen Worten beschreibt er die damalige Situation wie folgt: „Ich konnte mich entweder für SpaceX oder Tesla entscheiden oder mein restliches Geld auf beide aufteilen [...] Das war eine schwierige Entscheidung. Wenn ich das Geld geteilt hätte, wären vielleicht beide Unternehmen gestorben. Wenn ich alles in eines davon gesteckt hätte, war die Überlebenswahrscheinlichkeit höher, aber es hätte den sicheren Tod für das andere Unternehmen bedeutet.“ Trotz aller Widrigkeiten schafft er es doch, das Ruder herumzureissen und spätestens im Jahr 2012 mussten dann selbst die letzten Kritiker zugeben, dass Elon Musk mehr als nur ein Träumer ist. In diesem Jahr feiern beide Unternehmen große Erfolge. SpaceX bringt eine Versorgungskapsel zur Interanationalen Raumstation und Tesla bringt das Model S auf den Markt. Dem nicht genug stand im selben Jahr auch noch das Unternehmen SolarCity vor dem Börsengang. Da Tesla und SpaceX scheinbar noch nicht genug sind, ist Musk zusätzlich Chairman und größter Aktionär von SolarCity, einem 2006 gegründete Solarenergieunternehmen.
Im Anschluss daran werden noch einge anstehende Projekte wie das Tesla Model 3, die Gigafactory oder der Hyperloop beschrieben, da die Biografie aber bereits im Jahr 2015 erschienen ist, fehlen natürlich aktueller Ereignisse, dies muss einem beim Lesen des Buches bewusst sein.
Die folgenden Zitate aus dem Buch sollen einen kleinen Einblick vermitteln, wie der Mensch Elon Musk tickt, welche große Risikobereitschaft er aufbringt und welchen teils unmenschlichen Arbeitseinsatz (den er aber auch anderen abverlangt) er für sein Ziele einsetzt:
"Wahrscheinlich beschäftigen sich zu viele intelligente Menschen mit Internetzeug, Finanzen und Recht […]. Das ist einer der Gründe dafür, warum es nicht mehr so viele Innovationen gibt."
"Wenn Elon sich in etwas verbeißt, entwickelt er einfach ein ganz anderes Maß an Interesse als andere Menschen. Das ist es, was ihn vom Rest der Menschheit unterscheidet."
"Die Geschichte hat gezeigt, dass sich Musks Ziele anfangs absurd anhören können, dass er aber fest daran glaubt und sie, wenn er genug Zeit bekommt, meist auch erreicht. 'Er arbeitet immer mit einem anderen Verständnis der Realität als der Rest von uns', sagt Ankenbrandt. 'Er ist einfach anders als wir anderen.'"
"'Er hielt eine Rede, in der er sagte, wir würden samstags und sonntags arbeiten und unter unseren Schreibtischen schlafen, bis alles erledigt ist. Jemand meldete sich zu Wort und erklärte, alle hätten schon extrem hart gearbeitet, nur um das Auto fertig zu bekommen, und langsam sei es Zeit, eine Pause einzulegen und zur Abwechslung wieder die eigene Familie zu sehen. 'Ich würde dazu sagen, dass die Leute sehr viel Zeit für ihre Familien haben werden, wenn wir pleite sind', sagte Elon. Ich dachte 'Wow', aber ich hatte verstanden."
"''Elon, wo hast du das her?', fragte ich, erzählt Cantrell. Die Antwort auf diese Frage: Musk hatte Monate damit verbracht, Raumfahrt und die Physik dahinter zu studieren. Von Cantrell und anderen hatte er sich Rocket Propulsion Elements, Fundamentals of Astrodynamics und Aerothermodynamics of Gas Turbine and Rocket Propulsion sowie mehrere weitere Standardwerke ausgeliehen."
"Solange wir Raketen und Raumschiffe einfach wegwerfen, werden wir nie echten Zugang zum All bekommen."
"Sein ultimatives Ziel aber ist immer noch, die Menschen zu einer interplanetaren Spezies zu machen. Für manche mag sich das verrückt anhören, für Musk aber ist es ohne Zweifel der Lebensinhalt." (Anm.: da hat er sich auf jeden Fall einiges vorgenommen, da für jedes zusätzliche Kilo das in All befördert werden soll, auch zusätzlicher Treibstoff benötigt wird, welcher ja selber wieder Gewicht hat und beschleunigt werden muss. Wer das Thema vertiefen möchte, der kann sich gerne mit Ziolkowskis Raketengrundgleichung auseinadersetzen 😜)
"Er ist bereit, unglaublich viel persönliches Risiko auf sich zu nehmen. Wenn man so agiert, zahlt es sich entweder aus oder man endet irgendwo an einer Bushaltestelle."
Was nehme ich für mich mit…
Auf jeden Fall, dass, wenn man etwas unbedingt erreichen möchte, es einen Weg dafür gibt. Und selbst dann, wenn das bedeutet, dass man dafür Risiken eingehen und sich in so etwas komplexes wie die Raketenwissenschaft einarbeiten muss 🚀.
Beim Thema Risiko und "alles auf eine Karte setzen", muss ich aber trotz des erfolgreichen Vorbildes Elon Musk auf den sogenannten „Survivor Bias“ verweisen. Der beschreibt, wie einzelne Vorbilder und ihre Errungenschaften ein falsches Bild der Wirklichkeit vermitteln, weil dabei alldiejenigen unter den Tisch fallen, die beim Versuch ähnliches zu erreichen, gescheitert sind. Ich will damit nicht davon abraten, zu versuchen, die Welt zu verändern, aber bitte immer im Hinterkopf behalten, dass es auch schief gehen kann. Das letzte Zitat (siehe oben) beschreibt dies ganz treffend.
Kann ich das Buch empfehlen…
Die Biografie ist wie erwähnt leider schon aus dem Jahr 2015 und deckt daher die aktuelleren Ereignisse nicht mehr ab. Dies ist natürlich Schade, aber irgendwie auch klar, wenn eine Biografie über jemanden geschrieben wird, der sich noch in Mitten seiner Schaffenszeit befindet. Daher wird es wohl nicht die einzige Biografie bleiben. Unabhängig davon vermittelt das Buch trotzdem genügend Details, um zu verstehen, wie die Person Musk tickt und wie er zu der Persönlichkeit wurde, die sich anschickt, die Welt zu verändern. Von mir daher eine Empfehlung für diejenigen, die mehr an den persönlichen Aspekten und der Gründungsphase der beiden Unternehmen interessiert sind.
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