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Buchreview: Freakonomics/Superfreakonomics

Aktualisiert: 3. Aug. 2020

Wenn ich der Corona-Krise etwas positives abgewinnen kann, dann vielleicht, dass etwas mehr Zeit für Dinge vorhanden ist, die ansonsten ein Schattendasein führen. Da ich die zusätzlichen freien Stunden nicht damit verbringen wollte einen Netflix-Serien-Marathon zu starten, habe ich mich auf mein Bücherregal gestürzt. Darin befinden sich eine Vielzahl von Büchern, die ich schon lange einmal lesen wollte, darunter auch die beiden Titel „Freakonomics“ und „Superfreakonomics“ von Steven D. Levitt und Stephen J. Dubner.


Beide Bücher haben als übergreifendendes Thema: Menschen reagieren auf Anreize, auch wenn sie das nicht immer in einer vorhersagbaren oder sinnvollen Weise tun. Und so erklären die Autoren an einer Vielzahl von amüsanten Beispielen, wie sich ökonomische Zusammenhänge (Informationsassymetrien, Angebot und Nachfrage, externe Effekte etc.) in vielen Bereichen finden lassen, wo diese auf den ersten Blick nicht vermutet werden:

  • Warum handeln Immobilienmakler nicht immer im Interesse des Verkäufers?

  • Wieso leben die meisten Drogendealer noch zu Hause bei ihren Müttern?

  • Kann man durch den Einsatz von mehr Geld Wahlen gewinnen?

  • Was hat die Legalisierung der Abtreibung mit dem Rückgang der Jugendkriminalität zu tun?

  • Warum verdiente eine Prostituierte in einem Edelbordell vor 100 Jahren umgerechnet ein Jahresgehalt von 430.000 Dollar?

  • Wie kann ein Algorithmus entwickelt werden, um Terroristen zu entlarven, die ein Sparkonto bei einer Bank haben? (--> sie besitzen auf jeden Fall keine Lebensversicherung!)

  • Gibt es wirklichen Altruismus?

Gut, aber was hat das nun alles mit den Öko-Rebellen zu tun und warum haben die beiden Bücher einen Blogeintrag auf unserer Seite verdient. Um ehrlich zu sein, Freakonomics hätte es wahrscheinlich nicht geschafft. Zum einen war es bei weitem nicht so fesselnd (Superfreakonomics konnte ich zeitweise gar nicht mehr aus der Hand legen) und zum anderen spielt darin der Klimawandel keine bedeutende Rolle. In Superfreakonomics wird dem Thema ein komplettes Kapitel gewidmet und wie es der Buchtitel schon erahnen lässt, wird das Thema in einem anderen Blickwinkel betrachtet. Den Kontext ihres Buches bildet ja, Menschen reagieren auf Anreize. Da ist es natürlich für die Autoren passend, auch den Klimawandel in diesem Zusammenhang darzustellen. Daher verweisen sie darauf, dass die Menschen nicht genügend Anreize haben, etwas gegen den Klimawandel zu tun und deswegen über andere Lösungen nachgedacht werden muss. Vielmehr wird zu diesem (letzten) Kapitel des Buches hingeführt, da in vorherigen Kapiteln der Altruismus teilweise widerlegt wird und damit in Frage gestellt wird, dass Menschen etwas für andere tun, ganz ohne irgend einen Vorteil daraus zu haben.



Hier eine kleine Zusammenfassung des Kapitels „Was haben Al Gore und der Pinatubo gemeinsam“:

Die meisten Ökonomen wissen, dass Menschen zumeist nicht bereit sind, viel Geld für die Vermeidung eines zukünftigen Problems aufzuwenden, besonders, wenn die Eintrittswahrscheinlichkeit gering oder nicht bekannt ist. Und die Option abzuwarten, ob es nicht doch noch technologische Möglichkeiten gibt, dieses Problem abzuwenden, verstärkt diesen Effekt.


Aus der wirtschaftswissenschaftlichen Betrachtungsweise ist der Klimawandel ein externer Effekt*. Externe Effekte zu internalisieren, würde bedeuten, dass der Fahrer eines Autos beim Tanken auch den tatsächlichen Preis dafür bezahlt, also samt dem Schaden, den er an die Umwelt anrichtet. Diese zusätzlichen Einnahmen könnten an diejenigen weitergeben werden, die unter den Folgen des Klimawandels leiden. Wenn die Kosten des Klimawandels richtig berechnet würden, können so die Opfer entschädigt werden. Solange aber die Kosten nicht angepasst werden, haben die Menschen keinen Anreiz ihr Verhalten zu ändern.

Eine weitere Möglichkeit ist, durch Geo-Engineering den Klimawandel zu bekämpfen, auch wenn dies nur die letzte Lösung sein sein kann. Dazu wird vor allem die Arbeit von Intellectual Ventures dargestellt. Die unter anderem eine Möglichkeit entwickeln, durch eine Schwefelinjektion (Schwefeldioxid) in die Stratosphäre die Temperatur auf der Erde zu reduzieren. Als Beispiel für die Erfolgsaussichten wird der Vulkan Pinatubo aufgeführt. Nachdem dieser Anfang der 90er auf den Philippinen ausgebrochen ist, hat sich daraufhin die Erde in den Folgejahren um 0,5° Celsius abgekühlt. Grund war ein Dunstschleier der sich in der Stratosphäre abgesetzt hat (dazu muss man verstehen, dass der Pinatubo ein sehr großer Vulkan ist und bei einem normalen Vulkanausbruch das Schwefeldioxid nicht in diesem Maße in die Stratosphäre gelangt). Da sich das Schwefeldioxid in kurzer Zeit abbaut, erlaubt diese Methode es auch, innerhalb weniger Jahre zum Ausgangszustand zurückzukehren, falls es nicht wie geplant funktionieren sollte.

Dr. Nathan Myhrvold der CEO von Intellectual Ventures sieht es selbst aber kritisch, diese Möglichkeiten als Freifahrtschein für Umweltverschmutzungen zu sehen. Man sollte es eher wie eine Sprinkleranlage in einem Gebäude betrachten, die dann eingreift, wenn ein Feuer tatsächlich ausbricht.

Intellectual Ventures sieht aber auch die Notwendigkeit, sich mit diesen Thema zu beschäftigen, den ihrer Meinung ist es doch unlogisch, an eine Katastrophe von apokalyptischem Ausmaß zu denken und dann davon auszugehen, dass diese lediglich durch eine Reduzierung des CO2-Ausstoß abzuwenden ist.


Unsere Meinung dazu ist, wollen wir es darauf ankommen lassen, dass die Sprinkleranlage eingreift? Können wir sicher sein, dass der Brand dadurch auch gelöscht wird? Das Wasser löscht den Brand, aber wird dadurch nicht die Einrichtung zerstört. Das heißt, könnten wir durch Geo-Engineering das Klima retten, können wir aber nicht voraussagen, welche weitreichenden Risiken dadurch auf Ökosysteme der Erde folgen.


 

Hier noch einige Zitate aus dem Buch:


"Man könnte statt Rindfleisch auch Känguru essen - denn wie es der Zufall will, enthalten Kängurufürze kein Methan.”

Rationales Verhalten: “Wir tun, was wir tun, weil es uns angesichts der Wahlmöglichkeiten und Anreize unter bestimmten Umständen als die sinnvollste Handlungsweise erscheint.”

“Menschen sind nicht 'gut' oder 'schlecht'. Menschen sind Menschen und sie reagieren auf Anreize. Sie können fast immer manipuliert werden - zum Guten und zum Schlechten -, wenn man dafür nur den richtigen Hebel findet!“

“Für wie selbstsüchtig man den Menschen auch halten mag, es gibt nachweislich einige Grundlagen seines Wesens, die dazu führen, dass er sich sichtlich für das Schicksal anderer interessiert, deren Glück im notwendig erscheint, obwohl er nichts davon hat, als das Vergnügen es zu sehen. (Adam Smith)”

„Für jeden cleveren Menschen, der sich ein Schema von Anreizen ausdenkt, kommt eine Armee von mehr oder weniger cleveren Leuten, die unvermeidlich noch mehr Zeit und Mühe bei dem Versuch investieren, dieses Schema auszuhebeln.“

“‘Zwischen Wissen und Handeln liegen Welten, vor allem wenn unser Vergnügen dabei eine Rolle spielt.”

 

Von mir gibt es für beide Bücher eine klare Leseempfehlung. Solltet ihr aber nur Zeit für eines der Bücher haben, dann würde ich euch Superfreakonomics wärmstens ans Herz legen. Es kommt bei mir nicht so oft vor, dass mich ein Sachbuch so fesselt, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen kann.

Da mir die beiden Bücher so gut gefallen haben, kann ich mir auch gut vorstellen noch das nächste Werk der beiden AutorenThink like a Freak: Andersdenker erreichen mehr im Leben“ zu lesen. Also: to be continued…



* Bei einem negativen extern Effekt sind die Produktionskosten für den Produzenten geringer als die tatsächlichen Kosten, da dieser nicht für die daraus resultierenden Probleme aufkommen muss. Aus volkswirtschaftlicher Sicht kommt es dadurch zu einer Fehlallokation, denn der Produzent wird durch die daraus resultierenden Vorteile mehr von einem Gut produzieren als er es tun würde, wenn er für sämtliche Kosten aufkommen müsste. Das Ganze lässt sich auch auf den Verbraucher übertragen. Beispiel hierfür sind die Benzinkosten oder Kosten für einen Flug. Würde der Konsument auch die gesamten Kosten für den verursachten Umweltschaden tragen, so müsste der Preis viel höher sein.


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