Greenvestment: Das Gehaltsparadoxon
Aktualisiert: 18. Nov. 2020
Oft heißt es, dass ein klimafreundliches Leben teuer ist. Hier Biolebensmittel, da das teure Elektroauto und dort der Urlaub im Bioresort. Wer unsere Blog regelmäßig verfolgt oder unser Buch gelesen hat, weiß, dass uns genau dies im Klimaschutz nicht wirklich voranbringt. Ein klimafreundliches Leben sollte zwingend mit weniger Geld auskommen. Es kann durchaus vorkommen, dass einzelne Belange teurer werden, da grundsätzlich mehr auf Qualität geachtet werden sollte (Biolebensmittel, Ökostrom etc.). Auf der anderen Seite wird durch den "gesunden" Verzicht bzw. die ressourcenschonende Lebensweise, viel Geld eingespart. Um seinen Fußabdruck klein zu halten, gilt es dieses Geld entweder sinnvoll einzusetzen oder ganz einfach weniger zu arbeiten und somit weniger zu verdienen (und so seine Lebensqualität zu steigern).
In einer kleinen Reihe von drei Artikel möchten wir dir vorstellen, wie du durch eine klimafreundlichen Lebensweise erheblich Geld einsparen kannst (dieser Artikel), welche Hilfsmittel dir dabei helfen können (nächste Woche) und was du mit den geringeren Lebenshaltungskosten anfangen kannst, um nicht in typische Fallen zu laufen.
Wir zeigen dir, wie du für dich und die Umwelt eine 3. Alternative (Win-Win-Situation) schaffen kannst, indem du Nachhaltigkeit und die Vorteile des Kapitalismus' kombinierst (siehe ökologischer Zinseszins in unserem Buch). Du kannst durch eine sparsame Lebensweise viel erreichen, aber wenn du deinen Impact auf eine nachhaltige Zukunft maximieren willst, führt kein Weg an dem ökologischen Zinseszins vorbei. Es gibt zwar welche, die durch eine glückliche Fügung genügend Geld haben, aber das trifft auf die wenigsten zu. Jeder oder jede, die umsetzen, was wir in der Serie beschreiben, kann ein (für sich betrachtet) Vermögen aufbauen. Das Handwerkszeug dafür ist Zeit, Wissen über Geldanlagen, Opferbereitschaft für eine bessere Zukunft und Durchhaltevermögen.
Grundsätzlich kann auf drei Weisen die Altersvorsorge aufgebaut werden. Du kannst mehr verdienen, mehr Einsparungen generieren und/oder dein Geld für dich arbeiten lassen. Die drei lassen sich beliebig kombinieren. Wir als Ökorebellen wollen dies natürlich nicht auf Biegen und Brechen erreichen, indem alle drei maximiert werden, weshalb einige Kombinationen kategorisch ausgeschlossen werden. Aus unserer Sicht ist eine Fokussierung auf reines Geldverdienen nicht nachhaltig. Zum einen kann dies die eigene Gesundheit belasten, es werden Hobbys und Freunde vernachlässigt und Untugenden wie Gier oder Eifersucht verstärkt. Den Einsparungen sind auf der anderen Seite so gut wie keine Grenzen gesetzt. Geldanlagen sind wichtig, trotzdem dürfen wir uns nicht von einer möglichst hohen Rendite irreführen lassen. Daher sind wir auch hier beschränkt, aber können trotzdem eine angemessene Rendite erzielen (dazu mehr in Woche 3). Folgende Abbildung zeigt, wie du dir ein nachhaltiges Vermögen aufbauen kannst, wenn du den einzelnen Punkten entsprechenden Fokus beimisst. Ist ein Punkt auf Null, bleibst du ein Leben lang auf dem aktuellen Stand. Sparst du nichts, kannst du so viel verdienen wie du willst. Verdienst du nichts, hast du nichts zu sparen und Geldanlagen ermöglichen es erst, aus dem Käfig der Linearität auszubrechen und die Macht des Zinseszinses zu nutzen.

Unser Buch hilft dir erheblich, deine Lebenshaltungskosten zu senken. Wie wir beschreiben, kann jede Handlung im Alltag sowohl monetär als auch ökologisch bewertet werden, sie hat also sowohl einen finanziellen Fußabdruck als auch einen ökologischen. Das trifft auch auf Handlungen zu, die du gar nicht auf dem Schirm hast. Nehmen wir z. B. eine der ersten Handlungen am Tag: das Zähneputzen. Klar ist, dass hier nicht viel rauszuholen ist. Aber dennoch kann hier sowohl Geld als auch CO2 eingespart werden, vor allem wenn bedacht wird, dass dies mehrmals täglich und jeden Tag des Lebens gemacht wird. Außerdem ist dies nur eine der 1000 kleinen Handlungen am Tag. Alle zusammen betrachtet, kannst du dir am Tag 10 € oder mehr einsparen (grob geschätzt auf Basis eigener Erfahrung). 10 € am Tag sind aber auf das Jahr gesehen 3650 €! Du wirst also anfangs nichts merken, ziehst du es aber konsequent durch, hast du am Ende des Jahres spürbar einen ganzen Haufen Geld.
Diese Achtsamkeit im Alltag ist nichts, das du von heute auf morgen umsetzen kannst. Um jede Handlung zu analysieren und dann auch entsprechend umzusetzen, können schon ein paar Jahre vergehen. Aber um ein klimafreundliches Leben zu leben, sollte nie aufgehört werden, sich zu verbessern und zu entwickeln. Auch ein Punkt, warum der derzeitige Klimaschutz nicht so richtig vorankommt. Jeder pickt sich die Rosinen heraus, die für ihn oder sie leicht umzusetzen sind, bleiben aber danach stehen und versuchen nicht, den nächsten Schritt zu gehen.
Hier ein paar Beispiele, die im Alltag "falsch" gemacht werden können
z. B. Händewaschen, Zähneputzen,
Stand-By-Geräte,
richtiger Topf zur Platte und Kochen mit Deckel,
Lesen statt Fernsehen,
unnötige Hygieneartikel,
Föhn statt Handtuch,
One-Pot-Gerichte,
Kühlschrank-Tür schnell wieder schließen und Kühlschranktemperatur 8 °C,
Wohnraumtemperatur reduzieren, wenn nicht zu Hause
usw.
10 € am Tag sind so locker drin!
Die Beispiele mögen natürlich ab und an extrem wirken, können aber genauso in den Alltag integriert werden. Am Ende sparst du so nicht nur Geld, sondern über die Jahre auch erheblich Müll und andere Ressource. Kleinvieh macht eben auch Mist.
Diese kleineren Beispiele lassen sich aber nur schwer mit Geld oder Ressourceneinsparungen beziffern, zumal jede*r anders handelt. Daher möchten wir dir in der folgenden Tabelle größere Handlungen vorstellen, die du eventuell täglich machst, wo du dir im Jahr neben den 3650 € ordentlich Geld sparen kannst.
Dazu vergleichen wir den Ottonormalverbraucher, einen bewussten Verbraucher und jemand, der mit allen Mitteln versucht, seinen Fußabdruck zu reduzieren (Ökorebell). Hierzu sind jeweils die Handlungen jeder Person beschrieben und die zu Grunde gelegten Annahmen, um so die Nachvollziehbarkeit zu erhöhen und eventuell auch deine individuellen Einsparmöglichkeiten zu berechnen. In der folgenden Tabelle geht es nur um Euros. Aber jeder gesparte Euro sind auch gesparte CO2-Emissionen! "Denn ein Euro kann nicht CO2 neutral sein, da er den Anspruch auf ein materielles Gut verkörpert (Paech, Befreiung vom Überfluss, Seite 9)" Die Werte sind die Kosten, die die Handlung im Jahr pro Person verursacht.
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aller Dinge, die wir über das Jahr tun, zeigt aber eindrucksvoll, wie viel Geld wir uns durch eine klimafreundliche oder sogar klimaschonende Verhaltensweise einsparen. Weitere Beispiele sind:
wie lange ich Dinge nutze, bevor ich diese ersetze, ob ich Dinge repariere oder reparieren lasse,
ob ich Lebensmittel regelmäßig selbst anbaue oder suche,
das gleiche mit der Spülmaschine wie mit der Waschmaschine mache,
ich mir Dinge, wie z. B. selten genutztes Werkzeug, teile usw.
Werden die oben genannten 10 Dinge beherzigt sowie das Kleinvieh auf ein Minimum reduziert, kannst du dir als angehender Klimaschützer im Jahr einfach so 7800 € sparen und das steuerfrei. Als Ökorebell musst du am Ende des Jahres 11.400€ weniger verdienen, um deinen Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Oder aber du nutzt das Geld, um deinen ökologischen Impact zu erweitern.
Wie das geht, zeigen wir dir in der dritten Folge unserer Kurzreihe. Zunächst möchten wir dir in Folge zwei noch zeigen, wie du über deine Finanzen den Überblick behältst und wie du noch mehr deiner Euro"fresser" ausfindig machen und reduzieren kannst. Beides ist extrem wichtig, um deine Finanzziele zu erreichen!