Klimafaktencheck III: Ausbeutung
Haben Sie sich schon mal gefragt, warum Kleidung so günstig angeboten werden kann oder warum Fleisch so billig ist? Es funktioniert nur durch Ausbeutung. Im Falle von Baumwolle werden die Natur und die Näherinnen ausgebeutet, im Falle von günstigem Fleisch, die Natur, die Bauern und allen voran das Tier selbst. Ganz zu schweigen davon, dass das Klima sehr stark davon belastet wird. Es sollte jedem bewusst sein, dass unser Lebensstil, wie wir ihn heute kennen, nur auf einer Reihe von Ausbeutungen möglich geworden ist bzw. möglich ist. Ausbeutung ist gewissermaßen, die Grundlage unseres Lebensstils.
Ausbeutung der Natur
Wobei dies nicht nur ein Phänomen ist, dass mit unserer heutigen Gesellschaft in Verbindung steht. Bereits die Römer haben ihren Wohlstand durch den Raubbau an Menschen, Tieren und der Natur erzielen können. Die Römer hielten sich z. B. Sklaven oder rodeten ganze Wälder für ihren steigenden Bedarf an Holz für Bauwerke, Kriegsführung oder Heizzwecke. Die Folgen der Entwaldung Europas ist heute noch zu spüren. 30 % von Spanien ist heute von Wüstenbildung bedroht, deren Grundstein mit der Eroberung und anschließender Rodung durch die Römer gelegt wurde.Jede andere Zeit vor und nach den Römern kann hier aber ebenfalls als Beispiel genannt werden. „Der Mensch schadet der Natur solange, bis sie ihm schadet«. Im Mittelalter stieg nach dem Niedergang des römischen Reiches die Bevölkerung in Europa – auch dank Dreifelderwirtschaft – wieder an. Immer mehr Waldfläche musste der Land- und Holzwirtschaft weichen. Im Mittelalter gab es daher sogar weniger Wald als heute. 1342 kam es in Mitteleuropa aber zu einem Hochwasser in unbekanntem Ausmaß, da die anfallenden Wassermengen durch nichts mehr zurückgehalten werden konnten. Ganze Städte wurden weggespült. Was aber noch tiefgreifender war, ist, dass dieses Ereignis aus heutiger wissenschaftlicher Sicht ebenfalls mit der Pestepidemie fünf Jahre später in Verbindung gebracht wird, die 1/3 der damaligen Bevölkerung Europas auslöschte. Leider lernen die Menschen aus den Fehlern der Vergangenheit zu wenig, vor allem je weiter diese in die Ferne rücken bzw. sie glauben nicht an eine Reproduzierbarkeit der Ereignisse.

Der Vorteil von damals war, dass am Ende meist der Verursacher getroffen wurde. Doch unser technologischer Fortschritt hat aus einem lokalen Umweltproblem ein globales Klimaproblem gemacht und wir zerstören nicht nur die Heimat weniger Menschen, sondern die Heimat aller Menschen, v. a. derer, die nichts dafür können, aber am stärksten davon betroffen sind.
Ausbeutung des Menschen
Leider wird auch der Mensch in Teilen der Welt noch ausgebeutet. Schätzungsweise müssen weltweit 200.000 Kinder Kinderarbeit in Kakaoplantagen leisten, meist ohne Bezahlung und mit physischen Strafen. In Brasilien sind Sklaven u.a. in Kaffeeplantage und Rinderzuchten zu finden.
Weltweit sind ca. 40 Millionen Menschen moderne Sklaven, darunter 10 Millionen Kinder. 62 % davon werden zur Arbeit gezwungen, ein großer Anteil für unseren modernen, schnelllebigen Lebensstil, der wiederum zu Lasten der Umwelt geht. Allein 500.000 Menschen in Bangladesch sind moderne Sklaven. Es sind Länder wie Bangladesch, Kambodscha, Pakistan oder Indien, wo unsere günstige Kleidung her stammt. Alles Länder mit günstigen Arbeitsbedingungen und geringen Umweltauflagen! Wer wissen will, wie viele Sklaven er oder sie für den individuellen Lebensstil auf dieser Erde hält, kann auf slaveryfootprint.org seine persönlichen Sklaven bestimmen.

Nutzen wir also daher Fair-Trade Produkte oder wie von uns vorgeschlagen, meiden wir einfach diese Produkte und essen das, was uns die Natur in Deutschland zur Verfügung stellt. So können wir ohne Nachdenken sicher gehen, dass wir fair produzierte Lebensmittel kaufen. Außerdem spricht nichts dagegen, wieder vermehrt in Deutschland hergestellte Produkte zu kaufen. So vermeiden wir nicht nur die Ausbeutung, sondern steigern die Wertschöpfung im Land und reduzieren die Belastung für das Klima erheblich. Da macht es dann auch nichts, dass ein Produkt mehr kostet. Wieder ein Pluspunkt für das Klima, denn so bleibt uns weniger für weiteren Konsum.
Ausbeutung von Tieren
Aber nicht nur Natur und Mitmenschen werden ausgebeutet. Heutige Milchkühe könnten 20 Jahre alt werden, werden aber meist bereits nach 2 oder 3 Jahren geschlachtet. Nicht des Fleisches wegen, da die moderne Milchkuh sowieso keines hätte, sondern meistens wegen Erkrankungen. Die Kuh muss ständig besamt werden, um die natürliche Milchproduktion aufrechtzuerhalten. Ein Kalb benötigt ca. 6-8 Liter Milch pro Tag, welche die Kuh ohne Probleme produzieren kann. Die Kuh kann aber auch mehr produzieren, eine Besonderheit, sollten doch einmal mehr Kälber zu füttern sein. Dabei greift sie auf Fettreserven und Muskeln zurück, um die Milchproduktion auf Hochtouren laufen zu lassen. Im natürlichen Fall dauert dieser Zustand nicht allzu lange und die Kuh kann sich wieder erholen. Die heutige Kuh wird aber nach jeder Geburt neu besamt, um weiter Milch für 55 ct pro Liter erzeugen zu können. Die Kuh produziert so lange, bis keine Reserven mehr übrig sind und stirbt am Ende an Burn-Out.

Wer also zur Milch greift, sollte hier ebenfalls auf die Herkunft achten oder am besten wie wir es vorschlagen, gleich auf Milchprodukte verzichten. Anders als noch vor wenigen Jahren gibt es heute eine Fülle an Alternativen. Aber bitte keine Fake-Produkte, denn diese sind gesundheitlich nicht besser als die Milch. Je weniger Inhaltsstoffe oder Verarbeitungsschritte desto besser. Probiere doch mal unsere Hafersahne aus oder das leckere Mohn-Milch-Rezept aus unserem Buch.
Wir brauchen also keine Ausbeutung, um unseren Lebensstil aufrecht zu erhalten. Wir machen es vor und es kann jeder nachmachen. Sei ein Öko-Rebell.
Quellen:
K. Schlott, „Sueddeutsche,“ Süddeutsche Zeitung, Februar 2016. [Online]. Available: https://www.sueddeutsche.de/wissen/umweltzerstoerung-dicke-luft-im-alten-rom-1.2836814-4. [Zugriff am April 2019].
„Aktiv gegen Kinderarbeit,“ [Online]. Available: https://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/produkte/landwirtschaft/kakao/. [Zugriff am April 2019].
W. F. Foundation, „GLOBAL ESTIMATES OF MODERN SLAVERY: FORCED LABOUR AND FORCED MARRIAGE,“ GENEVA, 2017.
T. M. F. P. Ltd., „Global Slavery Index,“ 2018. [Online]. Available: https://www.globalslaveryindex.org/2018/findings/country-studies/overview/. [Zugriff am April 2019].
T. Busse, „Die Milchmaschine,“ Die Zeit, Nr. 26, 2016.