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Solar-Dörrer

Dieser Dörrautomat besteht zu einem sehr großen Teil aus Dingen, die sonst im Müll landen. Da wir Upycling betreiben wollen, sollte dies auch so bleiben. Da wahrscheinlich die Wenigsten alles auf einmal zu Hause rum liegen haben, ist es sinnvoll erst eine Zeit auf die Suche zu gehen, um alle Teile auch zu bekommen, bevor es los geht.

Was brauchen wir:

  • Zwei Papp-Kartons in unterschiedlicher, beliebiger Größe

  • Zeitungspapier (ca. 5 Tageszeitungen z. B. Süddeutsche)

  • Glasscheibe (mindestens so groß wie der kleine Karton

  • Alufolie

  • Mehrere Holzstäbe (beliebiger Länge)

  • Gitter (wie z. B. Gitterrost, Fliegengitter etc.)

  • PC-Lüfter (am besten mit folgenden Abmessungen 120x120 mm)

Werkzeug:

  • Scharfes, langes Messer

  • Meterstab

  • Hammer und Nägel

  • Säge

Als erstes nehmen wir die zwei Kartons, einer etwas kleiner als der andere, so dass der Kleinere in den Größeren gestellt werden kann und an allen Seiten etwas Luft hat. Beim Kleineren können die Flügel entweder ganz weggeschnitten werden oder, wie auf den Fotos zu sehen, abgeschnitten und mit Klebeband befestigt werden.

Nimm das Zeitungspapier, knülle dieses und belege den Boden damit, so dass der Boden komplett bedeckt ist. Stelle nun die kleine Schachtel in die Große und versuche diese so zu positionieren, dass beide etwa gleich hoch sind. Der kleine Karton soll nicht herausschauen. Nun kannst du die restlichen Spalten zwischen den Kartons ebenfalls mit Zeitungspapier stopfen. Das Zeitungspapier dient dazu, dass die Wärme, die wir einfangen, nicht so schnell wieder an die Umgebung abgegeben wird. Es gibt mehrere Arten wie Wärme abgegeben wird. Dazu zählt Wärmeleitung durch die Außenwände, die wir nicht wollen. Eine weitere Art ist die Konvektion, d. h. die Wärmeabgabe an die Luft. Genau das, was wir wollen. Daher "dämmen" wir die Wände mit einfachen Mitteln.


Als nächstes benötigen wir eine durchsichtige Abdeckung. Hier eignet sich natürlich am besten Glas, das zumindest die Öffnung der kleineren Schachtel abzudecken hat. Es kann aber auch eine Plexiglasscheibe eingesetzt werden.

Nun können wir schon die Sonnenstrahlung einfangen. Mit dem Aufbau, wie bisher beschrieben haben, wir aber ein Problem, denn wir fangen schnell zu viel Wärme ein, d. h. es wird über 100 °C warm. Temperaturen, die wir zum Backen nutzen könnten, aber nicht für so sensible Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse. Da viele Vitamine bei solch hohen Temperaturen zerstört werden, wollen wir allzu hohe Temperaturen vermeiden. Zudem bildet sich in der Schachtel ein eigenes Klima mit hoher Luftfeuchte - das Dörrgut trocknet also kaum. Das zeigten meine ersten Versuche aus der Vergangenheit. Die angesprochene Konvektion können wir uns aber zu nutze machen. Hier unterscheiden wir zwischen natürlicher und erzwungener Konvektion. Die natürliche ist z. B. Wind, oder dass warme Luft nach oben steigt und kalte Luft nach unten. Der Aufbau ist eh nicht ganz dicht (muss er auch nicht), daher können Lüftungsschlitze Abhilfe schaffen, durch die die kalte Luft unten angesaugt wird und die warme Luft weicht z. B. durch einen kleinen Spalt beim Glas aus.

Viel effektiver ist aber das Erzwingen der Konvektion. Dazu brauchen wir einen alten Lüfter. Meinen habe ich vom Wertstoffhof aus einem alten Stand-PC (gibt es aber auch günstig neu zu kaufen). Dafür schneidest du am besten ein Loch außen in den großen Karton, so dass der Lüfter dort mit etwas Kraftaufwand hineingesteckt werden kann. Dazu sollte ein Kanal gebastelt werden (z. B. aus Karton-Resten), der zum inneren Karton führt und die Luft aus dem Innenraum saugt. Mein Lüfter hat unter voller Leistung nur 2 Watt. Bei einer üblichen Nutzungsdauer von 10 Stunden sind das Stromkosten von weniger als 1 Cent, also wirklich mehr als vernachlässigbar, vor allem im Vergleich zu elektrischen Dörrautomaten für zu Hause. Der ausgebaute Lüfter kann aber nicht auf Anhieb an die Steckdose gesteckt werden. Hierzu ist etwas Löt-Arbeit notwendig. In meinen Fall habe ich dazu ein altes Schaltnetzteil verwendet, bei dem ich das Kabel an das Kabel des Lüfters gelötet habe. Gekauft kannst du aber gleich einen Lüfter mit USB-Anschluss wählen.


Beim größeren Karton wird der Deckel mit Alufolie oder ähnlichem ausgekleidet. Dies erhöht die Einstrahlung etwas, indem die Sonnenstrahlen reflektiert werden. Da wir den Dörrer aber nicht ständig optimal in die Sonnen stellen wollen, spiegelt die Alufolie nicht immer richtig. Du kannst die Alufolie vor Anbringung etwas knüllen, so dass die Reflexion sich verteilt. So fängst du zwar nicht mehr so viel Sonne ein, dafür muss aber der Karton nicht immer richtig ausgerichtet werden und du hast trotzdem noch zusätzliche Gewinne. Die Alufolie kannst du z. B. kleben oder mit Tape anbringen. Es sollte eben nicht gleich beim ersten Wind abgehen.

Damit der Deckel nicht umfällt, solltest du ihn von hinten fixieren. Bei kleineren Aufbauten kann der Deckel fest fixiert werden, bei größeren sollte eine anpassbare Lösung gewählt werden, ansonsten fällt das Verstauen oder der Transport umständlich aus. Hier habe ich leider noch keine passende Lösung, bin aber für alle Anregungen offen.

Der Dörrer ist somit fertig. Nun brauchen wir noch etwas, wo wir unser Dörrgut drauflegen können. Dazu solltest du den inneren Karton innen abmessen. Dann nimm einen langen Holzstab. Schneide jeweils zwei lange und zwei kürzere Stücke ab, so dass daraus ein Rahmen zusammen genagelt werden kann, der leicht aus dem Karton rausgenommen werden kann, er also etwas "Spiel" hat. Je nach Größe des Kartons kannst du zwei bis vier solcher Rahmen anfertigen. Die Rahmen dienen dir dazu, um darauf ein Netz oder Gitter anzubringen. In meinem Fall waren dies zum einen ein altes Rippenstreckmetall (Überbleibsel vom Mauern-Verputzen) und zum anderen ein altes Fliegengitter (das ich aber vorher gewaschen habe). Es geht aber auch ein Gitterrost eines Backofens. Das leistete mir bei meinem ersten "Dörrautomat" gute Dienste.


Nun brauchst du nichts mehr als einen Platz an der Sonne, bei dem die Sonne so gut wie den ganzen Tag hinscheint. Stelle also den Dörrer in der Früh dort hin, belege deine Gitter mit Obst oder Gemüse. Achte aber darauf, dass auch genügend Platz zwischen den einzelnen Gittern ist, indem du diese mit z. B. Holzklötzen auf Abstand bringst.

Wähle dazu einen Tag aus, der nur wenig bewölkt ist und auch kein Regen in Ausschau ist. Kartons und Regen vertragen sich leider nicht so gut. Je nach Wassergehalt des Gutes, ist die Dauer des Dörrens länger. Dazu solltest du idealerweise die Frucht aufschneiden, so dass es leichter trocknen kann. Mein erster Versuch waren Kirschen. Diese waren nach zwei Tagen (jeweils 8-10 h) trocken.

Ich konnte so ca. 2,5 kg entkernte Kirschen trocknen. Endgewicht 250 g. Auf einer Seite wenig für viel Aufwand. Das trifft aber auch bei gekauften Dörrautomaten genauso zu. Dennoch ist es die Mühen wert, denn umweltfreundlicher und gesünder können wir unser Obst nicht haltbar machen! Und mehr als lecker sind die Trockenfrüchte allemal.


Der Vorteil gegenüber einem Dörrautomaten ist, dass damit kaum Strom benötigt wird (ein genauer Verbrauchstest folgt noch). Außerdem ist das Volumen deutlich größer. 2,5 kg passen in einen gängigen Dörrautomat nicht rein, zumal ich nur die Hälfte meines Platzes genutzt habe.

Aus Ökorebellen-Sicht ist es von Vorteil, dass der Dörrer fast komplett aus "Müll" besteht und somit auch kostenlos. Es entsteht also kein neuer oder nur kaum neuer zukünftiger Elektromüll. Der Nachteil ist ganz klar, dass wir von der Natur abhängig sind (viel Sonne, kein Regen), weshalb der Aufbau vor allem in der kalten Jahreszeit kaum einsetzbar ist. Aber das Motto eines echten Ökorebellen sollte eh sein, sich die Welt nicht so zurecht zu legen wie sie gebraucht wird, sondern sich den natürlichen Gegebenheiten anzupassen.

P.S.: Der auf den Fotos gezeigte Dörrer, ist bereits mein zweiter. Nachteilig ist dabei, dass mein großer Karton etwas zu groß ist. Er ist zwar nicht schwer, aber um den Dörrer hin und her zu tragen, muss ich doch mal durch ein Tür. Mein Tipp: Nicht gleich zum größten Karton greifen, den man so findet :'D

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